Erasmus in Sevilla - BWL meets Medizin

Interview mit Medizinstudentin Ina und ihren Erasmuserfahrungen

Auslandserfahrungen bereichern - das gilt auch für das Fach Medizin. Wie Ina aus Münster sich in ihrem Erasmus-Semester in Sevilla fühlt und wie sie die Erfahrung bewertet, könnt ihr hier nachlesen.

 

Interview mit Ina, Medizinstudentin aus Münster


Luisa: Hey Ina, was studierst Du in Deutschland?

Ina: Hallo! Ich studiere Humanmedizin an der Uni Münster. Und zurzeit mache ich ein Auslandssemester in Sevilla.


Luisa: Welche Kurse belegst du hier an der Universität Sevilla?

Ina: Ich belege hier drei Kurse, die ich mir alle anrechnen lassen kann. Es ist einmal der Kurs „Bioquímica“ (=Biochemie) und dann „Psiquiatría infantil“ (=Kinderpsychiatrie) und „Practicas externas“, das sind Praktika, die die Studierenden in Spanien im sechsten Jahr machen. Ich belege Kurse aus dem fünften Jahr, darf das [Praktikum] als Erasmusstudentin aber auch machen. Das Praktikum macht man dann in den Fachabteilungen, in der man das als Erasmusstudent gerne machen möchte, aber da gibt es natürlich auch Pflichtteile.

 
Luisa: Und wie ist der Aufbau und Ablauf Deiner Kurse?

Ina: Meine verschiedenen Vorlesungen bestehen darin, dass es zum Beispiel bei Biochemie keine Pflichtveranstaltungen gibt, sondern nur eine wöchentliche Vorlesung. In Kinderpsychiatrie hatten wir einen Praktikumstag, bei dem man in Gruppen verschiedene Fälle erarbeitet und später besprochen hat. Daran haben wir verschiedene Krankheitsbilder kennengelernt. Zusätzlich gab es noch drei Seminartage, die verpflichtend waren, an denen die verschiedenen Studenten Präsentationen gehalten haben. Wir als Erasmusstudenten wurden allerdings keiner Gruppe zugeteilt, da die Organisation nicht optimal verläuft und die Studenten aus Spanien nicht so integrativ auf uns zugekommen sind und uns mit in eine Gruppe aufnehmen wollten. Das heißt in diesem Fach haben wir die Präsentationen gehört, man konnte Fragen stellen und im Anschluss darüber reden. Ansonsten werden die Vorlesungsfolien online hochgeladen und im Januar gibt es zu beiden Fächern, die ich hier als Vorlesung habe, jeweils eine Klausur.

 
Luisa: Und wie lief denn Dein Praktikum ab?

Ina: Meine Praktika habe ich einen Monat gemacht und die Organisation war dort auch sehr spontan. Ich habe quasi an dem Morgen, an dem mein Praktikum begonnen hat, um 11 Uhr erfahren, dass ich um 15 Uhr im Krankenhaus sein soll. Die ersten zwei Wochen war ich in der Notfallaufnahme in der Abteilung für Trauma, was mir eigentlich sehr gut gefallen hat, weil ich dort mit den Assistenzärzten zusammen war und die immer sehr nett waren und viel erklärt haben, wenn man Fragen gestellt hat. Ich konnte dort viel zuhören und habe mich nicht überfordert gefühlt. Die zwei Wochen danach war ich in der generellen Notaufnahme und da war es etwas stressiger, weil man jedem Tag einem anderen Arzt zugeteilt wurde. Dadurch ist man nie so richtig reingekommen und es war immer sehr viel neues. Jeder Arzt war auch anders im Umfang dessen, was mir erklärt wurde und was ich machen sollte, konnte oder durfte. Hier in Spanien darf man generell als Medizinstudent viel weniger machen, weil die Krankenschwestern eine viel größere Verantwortung haben und viele Tätigkeiten wie Blut abnehmen, EKGs schreiben und was noch so anfällt, selbst übernehmen.

 
Luisa: Wie hast du Dein Semester hier im Vergleich zu einem Semester in Deutschland empfunden?

Ina: Überwiegend hatte ich im Vergleich zu Deutschland ein super entspanntes Semester, einfach weil ich, was Medizin angeht, nur 12 Creditpunkte gemacht habe, was ja sehr wenig ist. Dadurch, dass ich mir sehr wenig anrechnen lassen konnte, vor allem weil es im ersten „cuatrisemestre“ (=erstes Semester des Studienjahres abzüglich der Semesterferien) wenige Kurse gab, die mit meinen Kursen aus Deutschland, die ich aktuell hätte, übereinstimmen. Deshalb ist es dazu gekommen, dass ich sehr wenige Kurse gewählt habe. Würde ich jetzt nochmal anfangen, würde ich wahrscheinlich mehr Kurse zusammenwählen. Obwohl man dazu sagen muss, dass dort das zweite „cuatrisemestre“ (=zweites Semester des Studienjahres abzüglich der Semesterferien) mehr Sinn ergeben hätte. Das ist schade, weil man das vorher nicht wirklich weiß. Letztlich hätte ich durch mehr Kurse mehr die Möglichkeit gehabt, in den Unialltag einzutauchen und mehr Sinnhaftigkeit in dem Semester zu haben. Dadurch, dass ich mir nur die Praktika anrechnen lassen werde, waren die anderen Kurse nicht so bedeutend. Das Praktikum fand ich insgesamt gut, es hat mir schon einen guten Einblick gegeben, aber der Eindruck und das Gefühl, was man hatte, wenn man nach Hause gegangen ist, hat sich jeden Tag geändert, je nachdem, mit wem man so zusammengearbeitet hat.

 
Luisa: Würdest Du denn abschließend sagen, dass Du ein Erasmussemester im Rahmen Deines Studiums empfehlen kannst?

Ina: Generell würde ich es schon weiterempfehlen, aber es hat mich eher weitergebracht, was mein Spanisch und meine persönlichen Erfahrungen angeht und nicht, was mein Medizinstudium angeht. Ich wusste allerdings auch, dass es mich so erwartet, wenn ich meine Kurse so wähle. Deshalb glaube ich, dass man auch eine andere Studienerfahrung sammeln kann, wenn man mehr macht und dann kann es auch sehr anstrengend sein. Das war bei mir jetzt nicht so extrem der Fall.

 

Luisa: Vielen Dank für die Auskünfte und die vielen Tipps!

Expert Team

ExpertTeam Münster

Geschäftsstelle

A.S.I. Wirtschaftsberatung
Münster-Zentrale
Von-Steuben-Straße 20
48143 Münster (Zentrale)

Kontakt

0251/2103200